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Die Wirbelsäule als Profitcenter?

Eine aktuelle Auswertung der Techniker Krankenkasse zu einem speziellen Zweitmeinungsprogramm vor Rücken-Operationen zeigt, dass 88 Prozent der Rücken-OPs unnötig sind. Diese Ergebnisse bestätigen die Ergebnisse früherer Studien...

Die Wirbelsäule als Profitcenter?

Zweitmeinung Rücken-OPs | Die Techniker - Presse & Politik (tk.de)

Hamburg, 29. April 2024. Eine aktuelle Auswertung der Techniker Krankenkasse zu einem speziellen Zweitmeinungsprogramm vor Rücken-Operationen zeigt, dass 88 Prozent der Rücken-OPsunnötig sind. Diese Ergebnisse bestätigen die Ergebnisse früherer Studien, unter anderem von Dhillon et al. (2016), Bogduk und Anderson (2009) und Machado et al. (2016). Sie haben bereits festgestellt, dass bei 80 bis 95 % der Patienten, die sich einer Operation unterziehen, keine eindeutige pathophysiologische Diagnose gestellt werden kann. Der Nutzen einer Wirbelsäulenoperation ist daher gering, zumindest nicht besser als eine konservative Behandlung.

Das wirft natürlich Fragen auf:

  • Dennoch kletterten von 2007 bis 2015 die Rückenoperationen von 452.000 auf 772.000, ein Anstieg um 71 Prozent!
  • Es gibt gravierende regionale Unterschiede - in manchen Regionen wird bis zu 13-mal häufiger operiert als andernorts (Berthelsmannstiftung). Eine medizinische Erklärung hierfür gibt es nicht.
  • Welche klinische Bedeutung haben radiologische Diagnosen wie Bandscheibenvorfall, Stenose, Nerveneinklemmung mit der Folge neuropathischer Schmerz?
  • Wie ist es zu erklären, dass die Symptome eines funktionsgestörten großen Gelenks weitgehend den Symptomen eines radikulären Syndroms entsprechen?
  • Ist der theoretische Rahmen, in dem Rückenschmerzen erklärt werden sollen, noch korrekt? Gibt es Alternative? So ja, welche?
  • Es besteht Konsens über die positiven Auswirkungen von körperlicher Aktivität auf Rückenschmerzen und die allgemeine Gesundheit – ist allerdings für viele Menschen, die mit chronischen Schmerzen leben, dennoch eine Herausforderung. Die TK hat mit ihrem IVR-Programm, bei dem die Patienten unter intensiver und umfassender Betreuung zu körperlicher Aktivität motiviert werden, gezeigt, dass dieser Ansatz wirksam ist. Und wenn der Schwerpunkt von Diagnostik und Behandlung auf die Funktion der großen Gelenke ausgeweitet wird, könnte die Wirksamkeit von Bewegungs-/Trainingsprogrammen noch gesteigert werden. Warum wird dies nicht schon viel früher und viel umfassender genutzt?
  • Offensichtlich gibt es ein Spannungsverhältnis zwischen Ethik und wirtschaftlichem Interesse – die Wirbelsäule als Profitcenter?
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